Warum leiden so viele Menschen an Schulterschmerzen?
Unser Schultergelenk ist vor allem durch Muskeln und nicht so stark durch die knöcherne Anatomie gesichert wie zum Beispiel das Hüftgelenk. Dies bedeutet, dass in der Schulter die Gelenkpfanne im Verhältnis zur Größe des Oberarmkopfes sehr klein ist. Man kann sich das wie bei einem Golfball, der auf dem Abschlag-Tee liegt, vorstellen . Der Vorteil davon ist, dass wir in unserer Schulter ein sehr großes Bewegungsausmaß in alle Richtungen haben, was es uns zu Beispiel ermöglicht beim Tennis weit auszuholen und so einen harten Aufschlag zu generieren. Das bringt leider auch den großen Nachteil, dass wir in der Schulter oft Instabilitäten finden, die durch ein muskuläres Ungleichgewicht entstehen und somit zu Schmerzen führen können.
Die Schulter ist also ein äußerst komplexes Gelenk, eine Schulterrehabilitation nach Verletzungen oder auch bei chronische Schulterbeschwerden können mitunter sehr lange dauern. Es kann im Laufe des Lebens zu einer eingeschränkten Beweglichkeit, Entzündungen und Schwellungen kommen.
Was kann ich tun um die Funktion meiner Schulter zu verbessern?
Beweglichkeitsübungen
Übung 1, Schulter nach vorne heben
Spanngurt oder Seil über Tür hängen, beide Enden vom Gurt mit jeweils einer Hand fassen. Den betroffenen Arm gestreckt mit Hilfe des gesunden Armes nach oben ziehen. Dabei darauf achten, die Schulterblätter nach hinten unten zu ziehen, sodass die Schultern weg bleiben von den Ohren.
Übung 2, Außenrotation der Schulter
In den Türrahmen stellen, mit Blick zum Türstock. Ist der rechte Arm betroffen, die rechte Handfläche auf die rechte Seite des Türrahmens positionieren, der Ellbogen ist dabei 90° gebeugt. Erneut Schulterblatt nach hinten unten ziehen und Oberkörper wegdrehen vom Arm. Bewegung sollte schmerzfrei bleiben, also nur so weit drehen, wie es ohne Schmerz möglich ist.
Übung 3, Pendeln
Ein leichtes Gewicht in die Hand nehmen und Arm pendeln. Um diese Bewegung zu verbessern wird der Oberkörper immer mehr nach vorne gebeugt um so die Beweglichkeit in der Schulter zu erhöhen.
Übung 4, Gehen
Beim Gehen sollen die Arme bewusst mitgeschwungen werden. Es soll ein lockerer Gang entstehen.
Kräftigungsübungen:
Die wichtigsten Stabilisatoren sind der Musculus Serratus anterior, der Musculus Trapezius ascendes und die Gruppe der Rotatorenmanschette-Muskeln, bestehend aus mehreren kleinen aber wichtigen Muskeln. Die Muskeln der Rotatorenmanschette sicher direkt das Schultergelenk, indem sie den Oberarmkopf in der Pfanne zentrieren. Die beiden anderen Muskeln werden oft stiefmütterlich behandelt. Sie sind dafür verantwortlich, dass das Schulterblatt am Brustkorb entlang gleiten kann und ermöglichen es, dass der Arm nach vorne und über den Kopf bewegt werden kann.
Übung 1, Aktivierung Serratus anterior
Auf einem Stuhl vor einem Tisch Platz nehmen, die Hände auf den Tisch ablegen, Ellbogen bleiben gestreckt. Hände werden auf der Tischplatte nach hinten und vorne geschoben, indem die Schulterblätter zusammen- und auseinander gezogen werden.
Übung 2, Aktivierung Serratus anterior 2
Im Stand gegen eine Wand lehnen, Ellbogen bleiben wieder gestreckt, von der Wand wegdrücken indem die Schulterblätter auseinandergleiten, anschließend zur Wand sinken lassen, dabei bewegen sich die Schulterblätter wieder zueinander. Schultern bleiben weg von den Ohren.
Übung 3, Aktivierung Trapezius ascendens
Ausgangstellung ist ein stabiler Stand mit leicht gebeugten Knien, ähnlich einer Kniebeugeposition, der Oberkörper ist nach vorne geneigt, der Rücken bleibt gestreckt. Forme mit den Armen ein „A“ indem zu die Arme ca. 20° seitlich vom Körper wegstreckst. Zieh nun wieder die Schulterblätter hinten zusammen, dabei gehen die Arme mit nach hinten, anschließend lass die Schulterblätter wieder auseinander sinken und bring die Arme wieder nach vorne. Durch Variation der Armposition kann die Schwierigkeit gesteigert werden, beginne mit dem „A“, dann „W“, „T“, „Y“ und „I“.
Wichtig: die Bewegung findet hauptsächlich mit den Schulterblättern und nicht mit den Schultern statt.
Übung 4, Aktivierung Rotatorenmanschette, Außenrotation
Im Stand ein Miniband um die Handrücken legen (alternativ kannst du auch ein Handtuch festhalten), Ellbogen sind in 90° Beugung und bleiben nahe am Körper, die Hände bewegen sich gleichzeitig nach außen. Die Ellbogen bleiben immer an der gleichen Stelle und wandern nicht mit nach außen.
Variation: selbe Ausgangstellung, Hände nach außen drücken um Spannung aufzubauen und zu halten, während man die Arme nach oben Richtung Decke hebt und wieder senkt. Ellbogen bleiben wiederum innen.
Übung 5, Aktivierung Rotatorenmanschette, Innenrotation
Ausgangsposition ist der Stand, die Handfläche auf den Bauch legen, Druck aufbauen und halten, Schulterblatt bleibt nach hinten unten gezogen.
Variation: Miniband an der Türklinke fixieren, mit der betroffenen Seite seitlich zur Tür stellen, Ellbogen 90° beugen und Miniband mit der Hand Richtung Bauch ziehen. Ellbogen leicht vom Körper abspreizen (ca. eine Faustbreite) und diesen Abstand über die gesamte Übungsdauer hindurch beibehalten.
Dehnen der Schultermuskulatur – Wozu?
Neben den kleinen stabilisierenden Muskeln, gibt es auch große Muskeln, die die Schulter unter Krafteinwirkung bewegen, jedoch die Beweglichkeit auch einschränken können. Damit zwischen kleinen und großen Muskelgruppen ein Gleichgewicht entsteht, ist ein ausgleichendes Dehnen wichtig!
Dehnungsübungen:
Übung 1, Wall Slide
Mit dem Rücken gegen eine Wand lehnen, Handrücken auf Kopfhöhe gegen die Wand bringen (bzw. so weit wie möglich in Richtung Wand), Arme nach oben bewegen, beim nach unten bewegen, die Ellbogen Richtung unten ziehen, dabei bleiben die Arme zu jeder Zeit in Kontakt mit der Wand.
Übung 2, Brustmuskeldehnung
Diese Übung besteht aus 3 Teilen
Unterarm gegen den Türstock drücken, Ellbogen ist 1. unterhalb/ 2. auf Höhe/ 3. über der Horizontalen, Oberkörper vom Türstock wegdrehen.
Übung 3, Mobilisation der Brustwirbelsäule
Im Vierfüßlerstand (auf allen Vieren) mit dem rechten Arm unter der linken Schulter durch, Richtung links ziehen um die Brustwirbelsäule aufzudrehen, wieder zurück und nun mit dem rechten Arm nach rechts aufdrehen und Richtung Decke strecken. Seitenwechsel nicht vergessen!
Viel Spaß beim Ausprobieren!
Ihr habt weitere Fragen zu den Übungen? Wir sind jederzeit unter unserer E-Mail-Adresse office@physiofullmotion.at oder über das Kontaktformular für euch erreichbar. #dahoambleiben #gsundbleiben